Hin und wieder zurück-
eine Reise von Werder zum Saubuchtrennen auf unserer Ixylon
Wie seit nunmehr 30 Jahren organisierte der Potsdamer Seglerverein auch in diesem Jahr sein traditionsreiches Saubuchtrennen am letzten Septemberwochenende. Der merkwürdige Name leitet sich von der Lage des Vereins in der Saubucht des oberen Templiner Sees ab, wo einst die Sowjetarmee zwecks Selbstversorgung Schweine in einem Freigehege mit Seezugang hielt. Ausgeschrieben war die Regatta für die Bootsklassen 420er (7 Meldungen), Pirat (2) und Ixylon (19).
Von unserem Verein, dem SVEW, hatten sich drei 420er und vier Ixylons angemeldet.
1.Hin:
Es gibt drei Möglichkeiten, wie man den Verein mit einem Boot erreichen kann:
- Über Land, das hieße, zweimal das Boot transportfähig verpacken und wieder aufbauen.
- Im Schlepp über Wasser und
- Segelnderweise,was uns am meisten reizte.
Wir, das sind Ines und Roswitha, beobachteten die Wind- und Wettervorhersage: für den Freitag war trockenes Wetter mit böigem Wind von bis zu 30 kt vorhergesagt. Das würde für uns relativ unerfahrene Seglerinnen, zu heftig sein. Daher ließen wir die Entscheidung bis zum Schluss offen und erst nach einem letzten Blick auf den See und vorher eingeholter moralischer Unterstützung durch unsere Trainer beschlossen wir, uns in dieses Abenteuer zu stürzen. Auch die Information, der Schwielowsee sei weiß, konnte uns nun nicht mehr zurückhalten. Der Wind erschien uns mittlerweile nicht mehr ganz so extrem.
Von Werder nach Potsdam segelt man zuerst die Potsdamer Havel flussaufwärts, unter der Baumgartenbrücke durch (man muss das M oder G treffen!) quert den nördlichen Teil des Schwielowsees, unter der Eisenbahnbrücke durch ins Caputher Gemünde, um hinter der Fähre in den Templiner See zu gelangen, der durch eine Brücke in einen oberen und einen unteren Teil getrennt ist. Der kniffligste Abschnitt ist der des Caputher Gemündes, da es dort nötig ist, den Mast zu legen und eine Strecke von ca. 800 m ohne Segel zu bewältigen. Also beschlossen wir, dieses Manöver lieber schon mal auf dem Trockenen zu üben. Nachdem der Mast dann wieder stand, waren wir bereit zum Ablegen. Sofort hatten wir mit dem böigen Wind zu kämpfen, so dass wir die Fock mal lieber nicht setzten und die Schwerter nicht ganz runter ließen. Die Fahrt bis zur Baumgartenbrücke war schon ganz schön anstrengend, die Durchfahrt klappte gut, aber danach wurden wir von einem brodelnden See empfangen. Gefühlt waren die Wellen 3 m hoch. Kitesurfer flogen durch die Luft und wir hatten Sorge, dass uns nicht einer wie ein fliegender Fisch aufs Boot klatschte. Schließlich erreichten wir die Einfahrt ins Gemünde. Hier wollten wir eigentlich linksseitig an einem Steg festmachen, um in Ruhe den Mast legen zu können. Der war dummerweise besetzt. Der Wind schob uns trotz eingeholter Segel fröhlich in Richtung Brücke, wir mussten das Mastlegen also auf dem Wasser machen. Natürlich klemmte mal wieder was, ein verflixtes Schäkel am Baumniederholer ließ sich nicht lösen, die Brücke kam näher und näher. Und dann ging alles ganz schnell, das Schäkel öffnete sich doch noch, der Mast krachte noch ein bisschen weiter runter und wir flutschten unter der Brücke durch. Glück gehabt!
Jetzt konnten wir uns erholen, der Wind unterstützte uns netterweise weiter von hinten, die Paddel blieben trocken, die Fähre passte sich unserem Vorwärtskommen an und wir suchten uns dahinter einen Platz zum Festmachen, um nun wirklich in Ruhe den Mast wieder stellen und die Segel setzen zu können. Der Templiner See zeigte sich uns von seiner freundlichen Seite. Kein Vergleich zu dem auf dem Schwielowsee Erlebten. Wir kamen nun entspannt mit achterlichem Wind voran, das hatten wir uns auch verdient. Eine Eisenbahnbrücke noch, kein Problem. Der befreundete Verein war nicht mehr weit. Kurz vor dem Ziel war plötzlich der Wind fast weg, dafür trafen uns die ersten Regentropfen, aber da waren wir auch angekommen, nach 2 3/4 Stunden Fahrt.
An Land war man schon schwer mit dem Aufbauen der Boote beschäftigt, darunter auch erste Segler unseres Vereins. Nach diesem glücklich überstandenen Abenteuer freuten wir uns, liebe Bekannte begrüßen zu dürfen und auf eine schöne Tasse heissen Tees zum Aufwärmen.
2. Die Regatta
Am Samstagmorgen blickten wir in angespannte und auch erwartungsfrohe Gesichter. Der Himmel bewölkt, erträgliche 15 Grad Celsius, aber 14 – 23 kt böigen Windes mit zunehmender Stärke. Das würde mal wieder interessant werden. Der Wettfahrtleiter kündigte 4 Fahrten für den ersten und eine für den zweiten Tag an. Nach Einsegeln und Kurslegen dann das Startsignal. Und natürlich kam es auch hier, wie es kommen musste: die Sicherungsboote sollten nicht lange untätig bleiben und halfen beim Aufrichten der gekenterten Boote. Ein ganz, ganz großes Dankeschön dafür! Trotz Nässe und Dauerfrierens stiegen nach den Aufräumungsarbeiten alle Boote wieder in die Regatta ein. Es waren wie immer spannende Rennen, wobei sich die Teilnehmer unterschiedliche Ziele gesetzt hatten – Kampf um die ersten Plätze, Konkurrenten besiegen, nicht als letzter durch die Ziellinie, einfach nur Überleben. Letzteres wurde meines Wissens von allen erreicht und gewonnen haben mal wieder die „üblichen Verdächtigen“.
An Land wurden wir mit Kaffee und leckerem Kuchen belohnt. Danke. Beim traditionellen Backofenschweinessen mit obligatorischem Sauerkraut (auch lecker) wurde noch lange das tagsüber Erlebte ausgewertet, in Erinnerungen geschwelgt und lebhaft die eine oder andere Neuigkeit ausgetauscht bevor der Abend in eine ausgelassene Tanzparty mündete.
Am Sonntag erwartete uns ein sehr frischer, klarer Morgen und ein ruhiger See. Hoffentlich würde das nicht wieder ein typischer zweiter Wettfahrttag ohne Wind werden! Aber pünktlich startete die fünfte Wettfahrt mit gleichmäßigem und leichtem Wind und wenig Überraschungen. Die Ergebnisse des Vortages wurden nicht mehr großartig verändert.
Ein Dankeschön an die Wettfahrtleitung für die souveräne Durchführung der Regatta, an das Küchenteam für das liebevoll zubereitete Frühstück und den immer freundlichen Empfang und an alle Helfer, die diese Regatta zu einem großartigen Erlebnis gemacht haben.
3. Zurück
Für uns zwei Werderanerinnen hieß es schon vor der Siegerehrung Abschied nehmen, da uns eine lange Rückfahrt bevorstand.
Diese verlief eher unspektakulär und bei strahlendem Herbstwetter überaus angenehm. Durch das Gemünde mussten wir jetzt paddeln bzw. treideln. Wir wurden vom Schlepp der 420er Boote überholt, sahen aber keine Veranlassung, uns dem anzuschließen. Beim Maststellen wurden wir sehr interessiert von Sonntagsausflüglern beobachtet und abschließend durch Applaus belohnt.
Angekommen auf unserem Haussee, begegneten wir Seglern unseres Vereins, die wir freudig grüßten. Nach genau 3 Stunden und 10 Minuten waren wir dann endlich im Verein angekommen.
Dieses Wochenende werden wir noch sehr lange und sehr positiv in Erinnerung behalten. Ein wirklich außergewöhnliches Erlebnis für uns.
Roswitha Schwachula
Ines Waack